Die Team-Wettbewerbe sind eine knifflige Angelegenheit, "weil man diese nicht trainieren kann". Erfolgreiche Damen-Crew von vor zwei Jahren nur auf einer Position verändert.
Vor zwei Jahren: Jubel über EM-Bronze bei Johanna Kneer, Shara Hubrich und Jana Messerschmidt (damals noch unter ihrem Mädchennamen Bitsch am Start)
Team-Wettbewerbe bei großen Meisterschaften sind mitunter eine knifflige Angelegenheit. Welchem Quintett schenke ich bei den Herren das Vertrauen, wen schicke ich auf Position eins auf die Tatami - und was macht der Gegner? Die Antworten auf die Fragen erfordern Gespür und Erfahrung - zumal Team-Wettkämpfe nur selten zur Austragung kommen. "Die kannst Du nicht trainieren, das sind, wenn man so will, gesonderte Meisterschaften", sagt Thomas Nitschmann. Folglich vertraut der Kumite-Bundestrainer seinem Stamm-Personal, das auch im Einzel gefordert ist, und ergänzt dieses durch Athleten und Athletinnen, von denen er weiß, dass sie das Team verstärken.
Während es bei den Damen, die 2019 im spanischen Guadalajara die Bronze-Medaille gewonnen hatten, nur eine Veränderung geben wird (die damals verletzte Anna Miggou ersetzt Madeleine Schröter - ansonsten sind wieder Shara Hubrich, Johanna Kneer und Jana Messerschmidt, damals noch Jana Bitsch, mit von der Partie), geht die Siebener-Crew bei den Herren in einer deutlich veränderten Konstellation das "Unterfangen Medaille" an. Zu Jonathan Horne, der 2019 im Team-Wettbewerb wegen seiner berechtigten Erfolgsaussichten im Einzel nicht zum Einsatz gekommen war, gesellen sich mit Noah Bitsch und David Kuhn zwei erfahrene "Team-Kämpfer". Neu dabei sind hingegen Stanislav Littich, Luca Weingötz, Konstantinos Papastergios und Aleksandar Blagojevic.
Und eben diese "Glorreichen Sieben" sollen den Ausrutscher von vor zwei Jahren, als für das deutsche Team bereits nach der ersten Runde Endstation war, vergessen machen. "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren viele Erfolge eingefahren", so Nitschmann. Daran wolle man in Kroatien wieder anknüpfen, denn: "Wenn wir antreten, dann wollen wir auch um eine Medaille mitkämpfen." Als stärkste Konkurrenten hat der Bundestrainer die Vertretungen aus Frankreich, der Türkei und Aserbaidschan ausgemacht.
Drei Siege zum Einzug in die nächste Runde notwendig
Um die nächste Runde zu erreichen, sind drei Siege notwendig. Deswegen werde er an die Position eins einen Kämpfer stellen, von dem er wisse, dass dieser punkten und somit das Team pushen werde. Vermutlich dürfte somit Jonathan Horne in den Genuss kommen, den Auftakt-Kampf zu bestreiten, gefolgt von Noah Bitsch. Wer danach an der Reihe sein wird, muss Nitschmann kurz vor Kampfbeginn den Offiziellen schriftlich mitteilen.
In jedem Fall werden sich die Novizen darauf einstellen müssen, womöglich einen entscheidenden Beitrag zum Ausgang des Geschehens beizutragen. Auch wenn der ein oder andere mitunter eine gewisse Nervosität verspüren dürfte... Doch der Bundestrainer ist guter Dinge, "dass sie dem Druck standhalten werden".
Ausschlaggebend für die Nitschmann'schen Überlegungen und Nominierungen waren neben dem Gewicht, das in der "offenen Kategorie" des Team-Wettbewerbs zumindest bei den Herren eine große Rolle spielt, dass er für die Weltmeisterschaften im November dieses Jahres in Dubai "eine schlagkräftige Truppe aufbauen möchte". Zu dieser hätte eigentlich auch Janne Haubold (FK Northeim) gezählt, doch der Youngster laboriert an einer Knie-Verletzung und fällt somit für die Europameisterschaft in Porec aus.
Kein "taktisches Positionieren" bei den Damen
Bei den Damen, die bis zu ihrem dritten Platz 2019 stets "knapp dran gewesen waren und an einer Medaille gekratzt haben" (Nitschmann) wird es kein "taktisches Positionieren" geben. "Du brauchst zwei Siege, um weiterzukommen. Folglich geht es darum, den Gegner sofort unter Druck zu setzen."
Anders als bei den Herren sind Kämpferinnen, die in den leichtesten Gewichtsklassen (-50 Kilogramm / -55 Kilogramm) antreten, durchaus in der Lage, sich gegen Kontrahentinnen, die in den schwereren Gewichtsklassen (-68 Kilogramm / +68 Kilogramm) gelistet sind, zu bezwingen - "weil sie mit ihrer Geschwindigkeit und Leichtfüßigkeit den Nachteil, der in der Reichweite begründet liegt, ausgleichen können.
Dirk Kaiser
Deutscher Karate Verband e.V.
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