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11. Mai 2024

Nach Video-Beweis-Krimi: Mia Bitsch belohnt sich mit Gold

Siegerehrung mit Mia Bitsch und DKV-Präsident Wolfgang Weigert

Strahlende Europameisterin: Mia Bitsch

kumite

Es war gefühlt eine "Ewigkeit", die Mia Bitsch und ihre spanische Kontrahentin Sonia Pereira Villalobos hatten warten müssen, ehe das Resultat des Video-Beweises, den der spanische Coach gefordert hatte, feststand: kein Treffer. Und weil die Zeit im Europameisterschafts-Finale der Gewichtsklasse -55 Kilogramm abgelaufen war, durfte sich die Deutsche Meisterin über ihren ersten EM-Titel in der Leistungsklasse freuen. Mit 4:2 hatte sich die Thüringerin, die damit in die Fußstapfen ihrer älteren, nicht mehr aktiven Schwester Jana Messerschmidt (geb. Bitsch) tritt, gegen Villalobos durchgesetzt.

Dem Triumph vorausgegangen war ein Taktieren und Abtasten, das über zwei Minuten dauern sollte. Als Villalobos erstmals in die Offensive gegangen war, wurde sie von Mia Bitsch ausgekontert. 20 Sekunden später war der Deutschen schließlich noch eine Technik zum Kopf gelungen, so dass es 4:0 hieß. Indes: In den letzten fünf Sekunden hatten sich die Ereignisse dramatisch zugespitzt. Zunächst wurden der Spanierin - nach Studium des Video-Beweises - zwei Punkte gutgeschrieben. Und mit dem erneuten "Review" in der Schluss-Sekunde hätte der Kampf noch eine Wende bekommen können - weil die Villalobos-Technik gen Kopf gegangen war. Doch nach der langen und bangen Zeit des Wartens durfte Mia Bitsch jubeln.

"Das, was Mia heute geleistet hat, war gigantisch", fasste DKV-Sportdirektor Martin Weber die drei Minuten effektive Kampfzeit in knappen Worten zusammen. "Es war ihr erstes großes Finale, und wie sie das zu Ende gebracht hat: grandios."

Im "Tunnel": Mia Bitsch
Im "Tunnel": Mia Bitsch

Nach einer "wilden Achterbahnfahrt" hat Mia Bitsch (-55 Kilogramm) erstmals ein Europameisterschafts-Finale erreicht! Auf dem Weg dorthin hatte die Deutsche Meisterin in Zadar einige bemerkenswerte Aufs und Abs erfahren. So war der Beginn gegen Matilda Rosenlind aus Schweden, die Bitsch Anfang des Jahres beim Premier-League-Event in Paris mit 2:0 besiegt hatte, eher "beschwerlich" und hatte von den Judges entschieden werden müssen (3:1). Danach folgte ein souveräner 5:1-Triumph über Victoria Brunori (Italien), der vor allem im letzten Abschnitt zustande gekommen war. 

Das Viertelfinale gegen die Bundesliga-erprobte Luxemburgerin Jennifer Warling hatte Bitsch dann auf die Spitze getrieben, indem sie nach einer 5:1-Führung und dem 5:5-Ausgleich noch zu einem 6:5-Erfolg gekommen war. Das Halbfinale gegen die Nummer sechs der Welt, Tuba Yakan aus der Türkei, schien nach 4:1-Führung für Bitsch einen ähnlichen Verlauf wie der Kampf zuvor zu nehmen. Doch die 20-jährige Thüringerin behielt die Nerven und setzte sich schließlich mit 4:3 durch - "obwohl sie den Senshu verloren hatte", wie DKV-Sportdirektor Martin Weber berichtete.

Final-Gegnerin am Samstag um ca. 12.50 Uhr ist die Spanierin Sonia Pereira Villalobos, die an Position 37 in der Weltrangliste geführt wird.


Beim Premier-League-Turnier in Antalya hatte Shara Hubrich Tiphaine Bonnarde noch mit 1:0 bezwungen. In Zadar indes war der Französin die Wiedergutmachung gelungen: Mit 2:0 hatte Bonnarde ihr Auftakt-Duell gegen die noch amtierende Europameisterin aus Deutschland gewonnen - und dadurch Hubrichs Hoffnungen auf die Titelverteidigung frühzeitig zunichtegemacht. "Shara konnte ihre Stärken diesmal nicht so zur Geltung bringen, wie man es von ihr gewohnt ist", so Martin Weber.

Hatte im Einzel-Wettbewerb nur einen Kampf zu bestreiten: Shara Hubrich (links)
Hatte im Einzel-Wettbewerb nur einen Kampf zu bestreiten: Shara Hubrich (links)

Die Enttäuschung bei Muhammed Özdemir (-67 Kilogramm) dürfte zunächst groß gewesen sein. Da hatte sich der Deutsche Meister in seinem Auftakt-Duell gegen Nenad Dulovic (Montenegro) nach dem 0:1-Rückstand mit einem Ippon in eine scheinbar komfortable Ausgangs-Situation gebracht - zumal nur noch 40 Sekunden auf der Digital-Uhr angezeigt wurde - und dann das: Mit zwei Aktionen, zehn und zwei Sekunden vor dem Ende, hatte Dulovic den Kampf wieder in seine Richtung gedreht - und sich mit dem Vorteil des Senshu den Erfolg gesichert.

Indes: Weil Dulovic das Finale bestreitet, hatte Özdemir die Option, über die Trostrunde in die Nähe der Medaillen-Ränge zu gelangen. Doch der Grieche Georgios Baliotis hatte im entscheidenden Duell um den Einzug in den Bronze-Kampf dem Özdemir-Unterfangen ein Ende gesetzt - obwohl der 21-Jährige "anfangs richtig gut ausgesehen und sich toll präsentiert hat", wie der Sportdirektor des DKV, Martin Weber, konstatierte. Somit wird Özdemir im Endklassement auf Rang sieben geführt werden.

Hatte gegen Nenad Dulovic (im Hintergrund) den Sieg vor Augen: Muhammed Özdemir
Hatte gegen Nenad Dulovic (im Hintergrund) den Sieg vor Augen: Muhammed Özdemir

Seine beiden Auftritte dürfte sich Florian Haas (-60 Kilogramm) ganz sicher anders vorgestellt haben. Nachdem er in der zweiten Runde davon profitiert hatte, dass sein Gegner disqualifiziert worden war, hatte er im nächsten Kampf die Überlegenheit des Belgiers Anass Abdelmalki anerkennen müssen. "Florian hatte heute kein richtiges Gefühl auf der Tatami", bilanzierte Martin Weber. Der Wille sei zwar da gewesen, aber Distanzen und Timing hätten nicht gepasst.

Hatte gegen den Belgier Anass Abdelmalki einen schweren Stand: Florian Haas (rechts)
Hatte gegen den Belgier Anass Abdelmalki einen schweren Stand: Florian Haas (rechts)

Kata

Es waren gerade einmal 0,2 Punkte, die die deutschen Herren vom Einzug ins Halbfinale des Kata-Team-Wettbewerbs trennten. Nachdem Laurenz Berner, Mika Mathes und Nawapon Pattanasakoo den Auftakt gegen die Crew aus Tschechien mit knappen Vorsprung (0,3 Punkte) zu ihren Gunsten entschieden hatten, war es gegen Montenegro diesmal andersherum. Da die Montenegriner im Semifinale dem favorisierten Trio aus der Türkei unterlagen, war beim DKV die Hoffnung auf die Trostrunde und somit auf mögliches Edelmetall dahin. 

Bereits nach der ersten Runde war der Wettkampf für das Damen-Team in der Besetzung Jasmin Jüttner, Natalie Jürgensmann und Annika Jürgensmann beendet - weil sich die Konkurrentinnen aus der Schweiz mit 0,8 Punkten gegenüber dem neu formierten DKV-Team durchgesetzt hatten.

Dirk Kaiser

Hatten zweimal als Erste auf die Matte gemusst: Mika Mathes, Laurenz Berner und Nawapon Pattanasakoo (von links)
Hatten zweimal als Erste auf die Matte gemusst: Mika Mathes, Laurenz Berner und Nawapon Pattanasakoo (von links)
Hatten sich sicherlich mehr ausgerechnet: Jasmin Jüttner, Natalie Jürgensmann und Annika Jürgensmann (von links)
Hatten sich sicherlich mehr ausgerechnet: Jasmin Jüttner, Natalie Jürgensmann und Annika Jürgensmann (von links)

Die Ergebnisse des 2. Tages

Kata
Damen-Team (Jasmin Jüttner, Natalie Jürgensmann, Annika Jürgensmann)
1. Runde: 37,60 : 38,40 Punkte gegen die Schweiz / Gojushiho Sho

Herren-Team (Laurenz Berner, Mika Mathes, Nawapon Pattanasakoo)
1. Runde: 38,90 : 38,60 Punkte gegen Tschechien / Gojushiho Sho
2. Runde: 39,90 : 40,10 Punkte gegen Montenegro / Kanku Sho

Kumite
Mia Bitsch (-55 Kilogramm)
1. Runde: 0:0 gegen Matilda Rosenlind (Schweden)
2. Runde: 5:1 gegen Veronica Brunori (Italien)
Viertelfinale: 6:5 gegen Jennifer Warling (Luxemburg)
Halbfinale: 4:3 gegen Tuba Yakan (Türkei)
Finale: 4:2 gegen Sonia Pereira Villalobos (Spanien)

Shara Hubrich (-50 Kilogramm)
1. Runde: 0:2 gegen Tiphaine Bonnard (Frankreich)

Damen-Team
1. Runde: 2:0 (22:4) gegen Griechenland
Johanna Kneer: 13:4
Reem Khamis: 9:0
2. Runde: gegen Serbien

Muhammed Özdemir (-67 Kilogramm)
1. Runde: 3:3 gegen Nenad Dulovic (Montenegro)
Repechage Pool
1. Runde: 2:0 gegen Milos Sabiecki (Polen)
2. Runde: 3:4 gegen Georgios Baliotis (Griechenland)

Florian Haas (-60 Kilogramm)
1. Runde: Freilos
2. Runde: 0:1 gegen Bartosz Wojchiechowski (Polen)
3. Runde: 2:8 gegen Anass Abdelmalki (Belgien)

Herren-Team
1. Runde: 2:2 (12:17) gegen Nord-Mazedonien
Philipp Walger: 0:0
Muhammed Özdemir 3:3 (Vorteil Senshu)
Svjatoslav Prokop: 8:3
Tim Steiner: 1:6
Anton Kolb: 0:5

die bildergalerie vom donnerstag