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Karate-Unterricht an der Theodor-Heuss-Realschule in Kornwestheim

Die Theodor-Heuss-Realschule (THRS) in Kornwestheim wird von fast 800 Schüler/innen besucht. Neben vielen anderen Besonderheiten, wie z.B. dem bilingualen Unterricht, unterscheidet sie sich außerdem von den meisten anderen Realschulen: Sie wird von einem Karateka, dem Rektor Boris Rupnow, geleitet. Und so ist es nicht verwunderlich, dass an dieser Schule auch Karate im Pflichtbereich unterrichtet wird - und zwar als „Chefsache“.

Sportunterricht in „Wahlgruppen“
In Folge der Umsetzung der Vorgaben des Bildungsplans für Real- und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg ist es möglich, den Sportunterricht in den Klassenstufen 10 in Neigungs- oder Wahlgruppen zu erteilen (was bislang auch stufenübergreifend für Klasse 9 und 10 möglich war). Auch an der THRS werden die Vorgaben so umgesetzt, dass sich alle Schüler/innen der Klassenstufe 10 für drei Sportangebote entscheiden müssen.

Sportunterricht in „Trimestern“
Jedes der drei gewählten Angebote wird von ca. 25 Schüler/innen 10 Wochen lang besucht, bevor in das nächste Angebot gewechselt wird. Somit ist das Schuljahr an der THRS an dieser Stelle nicht in „Halbjahre“ unterteilt, sondern in „Trimester“ (Dritteljahre).

Karateunterricht im Pflichtbereich
Und so ist es zu erklären, dass an der THRS als einer staatlichen Schule Karate tatsächlich offiziell im (Wahl-) Pflichtbereich unterrichtet wird! Die Schüler/innen erhalten Noten für die erbrachten Leistungen, wie in jedem anderen Pflichtfach auch. Das war vor nicht allzu langer Zeit noch völlig undenkbar!

Kurzer historischer Rückblick
Der Verfasser dieses Berichtes war bei Übernahme der Funktion im Jahre 1995 als erster Schulsportreferent (SR) des KVBW und des DKV mit einem fatalen Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 1993 konfrontiert: Darin wurde undifferenziert verfügt, dass „… Sportarten mit gefährlichen Schlag- und Tritttechniken im Schulsport verboten …“ sind - also auch Karate. Es brauchte fast 20 Jahre kontinuierlicher Überzeugungsarbeit, bis schließlich dieses generelle Verbot bundesweit aufgehoben wurde. Einen ganz maßgeblichen Anteil an dieser positiven Entwicklung hatte die Konzeption „DKV-Sound-Karate“. Die wurde vom SR unter Mitwirkung des Jugendreferenten und des Lehrwarts gezielt für den schulischen Karateunterricht entwickelt und entfaltete nach und nach ihre Wirkung als „Türöffner“ für Schulkarate.

Der Besuch im Karateunterricht an der THRS
Unter reger Anteilnahme der lokalen und regionalen Presse stattete der SR der Karate-Wahlgruppe der THRS Anfang Februar einen Besuch ab. In der von B. Rupnow engagiert und motivierend geleiteten Unterrichtseinheit zeigten die Karate-Schüler/innen, welche Fortschritte sie bereits beim Erlernen grundlegender Karatetechniken gemacht haben. Nach einer intensiven koordinativen Schulung wurden verschiedene Zukis überwiegend mit Partnern unter Zuhilfenahme von Overbällen (= Ziel, vor dem abgestoppt werden muss) geübt. Zur Vertiefung dieser Techniken und zur Erweiterung ihres Horizonts übte der SR anschließend mit ihnen zusätzlich Zukis in Form von Viererblöcken zu fetziger Musik. Durch ihre motivierte Mitarbeit haben die Schüler/innen bereits einen durchaus bemerkenswerten Könnensstand erreicht. Auf Fragen antworteten einige Schüler/innen, dass sie den Karate-Unterricht ganz gerne länger als nur 10 Wochen haben würden. Als Dankeschön für die Gastfreundschaft und zur Erinnerung an seinen Besuch überreichte der SR den teilnehmenden Schüler/innen und Rektor Boris Rupnow zum Abschied eine Erinnerungsplakette.

2 Schüleräußerungen
Tom (16 J.): „Es macht Spaß! Und man lernt durch Karate Verteidigungstechniken kennen.“
Lasse (16 J.): „Man lernt mit seiner Kraft umzugehen und niemanden zu treffen.“

Fazit des Besuchs
• Es ist das absolut erfreuliche Resultat einer lang andauernden Überzeugungsarbeit, dass Karateunterricht an staatlichen mittlerweile im Pflichtbereich möglich ist.
• Wenn dann noch ein Karate-Danträger als engagierter Schulleiter den Karateunterricht an „seiner“ Schule erteilt, ist das natürlich ideal.
• An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Rektor Boris Rupnow, dass er die Türen seiner Schule für den Vertreter des DKV / KVBW geöffnet hat.
• Für den einzigen kleinen Wermutstropfen hat die „Datenschutz-Grundverordnung“ gesorgt, die als gesetzliche Vorgabe unbedingt zu beachten ist. Viele Erziehungsberechtigte waren nicht damit einverstanden, dass ihre Kinder fotografiert werden, so dass eine Dokumentation des Besuchs mithilfe von Fotos sehr erschwert wurde.

4 kurze Fragen an Rektor Boris Rupnow
• Wo trainierst du, welche Graduierung hast du?
Seit 1989 trainiere ich gemeinsam mit Serdal Sahin Karate in Leonberg. Wir haben 1995 eine eigene Karateabteilung gegründet und trainieren heute beim neuen Gesamtverein SV Leonberg. Ich bin Träger des 3. Dan Shotokan.

• Wie zufrieden bist du mit dem Erfolg deines Karate-Angebots?
Das schulische Angebot ergänzt unseren Wahlpflichtbereich im Sportunterricht durch ein tolles Angebot mit Alleinstellungsmerkmal, welches von unseren Schülerinnen und Schülern gerne angenommen wird. In rund 10 Einheiten können die Schülerinnen und Schüler erste grundlegende Bewegungsformen samt der Kata Heian-Shodan erlernen. Eine positive innere Einstellung und Haltung verbunden mit gesundem Ehrgeiz möchte ich bei den Schülern stärken, hierzu gehören auch entsprechende Rituale und Umgangsformen des Karate. Ich sage den Schülerinnen und Schülern immer: „Es ist nicht entscheidend, was für eine Sportart du machst, entscheidend ist, wie du sie betreibst.“ Erworbene Einstellungen im Sport können hervorragend auf den schulischen später auch beruflichen Alltag übertragen werden.

• Hast du eine Fortsetzung für das/die nächste/n Schuljahr/e geplant?
Der Besuch von Ralf Brünig war ein Highlight für alle Teilnehmer und durch die intensive Pressearbeit ist Karate vor Ort gesetzt. Jetzt starte ich im zweiten Halbjahr mit einer Karate-AG im Rahmen der Mittagsbetreuung an der Schule für Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen. Wenn es gelingt, die Teilnehmer langfristig für unser Karate zu begeistern und sie somit zum Karatesport zu bringen, dann ist es auch möglich Gürtelprüfungen abzunehmen und parallel dazu präventiv vor Ort zu wirken. Denn wenn man Karate richtig versteht und es entsprechend verantwortungsvoll unterrichtet, dann lernen die Kinder und Jugendlichen weitaus mehr als nur die äußeren Bewegungsformen.

• Wie ist die Akzeptanz bei Schülern, Eltern, Schulträger usw.?
Ich habe bislang nur positive Rückmeldungen seitens der angesprochenen Personengruppen erhalten. Somit kann ich alle Karateka, die Verbindungen zu den Schulen haben, nur dazu motivieren, selbst ein Projekt „Karate“ zu initiieren.


Info-Box:
Relevante Eckdaten der Theodor-Heuss-Realschule
- Kornwestheim / Kreis Ludwigsburg
- Rektor: Boris Rupnow / 3. Dan Karate
- Fast 800 Schüler / innen
- Ca. 30 Klassen, ca. 50 Lehrer / innen
- Bilingualer Unterricht seit mehr als 25 Jahren
- Bilingualer Zug seit 8 Jahren
- 60-Minuten-Unterrichtsstunden und Lehrerfachraumprinzip
- Umfangreiches Musik-Profil, z.B. Schulband / Schüler-Lehrerband / Chor / Big Band / Bläserklasse /
   Heavy Metal 
- Streitschlichter / Gewaltprävention
- Sport in Kl. 9/10 in „Wahlgruppen“
- Trimester, d.h. 3 Sportarten in Kl. 9/10 pro Schuljahr in „Wahlgruppen“ 
- Karate somit im Wahl-Pflichtunterricht, aktuell in Klassenstufe 10


Aufruf
 Wo gibt es weitere (solche oder ähnliche) Schul-Karate-Angebote?
 Bei wem kann / sollte der Schulsportreferent auch mal einen Besuch machen?
 Wer möchte sein Schul-Karate-Angebot vorstellen?
 Wer hätte gerne Hilfestellung bei der Installation / Durchführung von „Schul-Karate“?
 Wer braucht Informationen (Gürtelprüfungen, Finanzierung, Aufsichtspflicht, …)?
 Wer würde gerne seine Erfahrungen bezüglich Schul-Karate mit anderen austauschen?
 Meldet euch! Der Schulsportreferent steht euch gerne mit Rat und Tat zur Seite!
Fon: 07144 / 831360 Mobil: 0151 / 22300145 Mail: ralf.bruenig@karate.de

Ralf Brünig 02-2020 
DKV-/KVBW-Schulsportreferent


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Foto: Mateja Fotografie
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