SV-Lehrer Ausbildung Stufe 1 Bronze vom 18.-21.05.2017 in Hennef

Nach 4 Tagen SV-Training kommt mir bei der Rückfahrt die Geschichte eines Freundes in den Sinn; er spielte nicht schlecht Gitarre und besuchte ein Konzert des großen Gitarristen Paco de Lucia. Nach dem Konzert fasste er 6 Wochen sein Instrument nicht mehr an und dachte eher an Verbrennen oder Zerschlagen. Jetzt verstehe ich seine damaligen Empfindungen: bei mir nicht Paco de Lucia, aber Jürgen Kestner, Sven Burkard und Willm Wöllgens.

SV-Lehrer Stufe 1 2017

Die Gruppe, die sich am Donnerstag in der Sporthalle einfand, war groß und heterogen: Frauen, Männer, Jünglinge, Ü60; Badener und Berliner, Frankfurter und Friesen, Mindener und Magdeburger – geographisch die ganze Republik.
Zunächst noch still und fremdelnd legte sich die Scheu rasch, auch gezielt gesteuert durch die Aufforderung stets wechselnde Paare zu bilden. Schweißtreibende Praxis mit ersten kurzen Drills, SV-Grundtechniken sowie Würgeangriffen waren die Themen. Die Bedeutung der Distanzbereiche wurde praktisch erarbeitet, wobei Sven das Wort „Magnetfeld“ für uns alle in einen neuen Kontext setzte.

In der abschließenden Vorstellungsrunde „Wer bist du?“, „Wo kommst du her?“, „Warum bist du hier?“ zeigten sich unterschiedlichste Beweggründe. Die einen wollen in ihrem Dojo SV für Frauen anbieten, der andere arbeitet in KITAs mit Kleinkindern und ein Nächster möchte sich mit SV / SB in den Seniorenbereich ran tasten, und viele meinten „Ich mach das einfach für mich.“.

Die Agenda des 2.Tages erzeugte schon beim Lesen Respekt, was sich um 18:30 Uhr dann als begründet erwiesen haben sollte: Fassen, Klammern und Befreien, ein- und beidhändig, von vorn, von hinten und von der Seite und zwischendrin 3 Trainer, die ständig Tipps gaben und Sicherheit sowie kontrollierte Kraftanwendung anmahnten. Noch habe ich Jürgens Hinweis „Flügel hoch“ im Ohr und eindrucksvoll auch seine Bemerkungen inkl. Darbietung über den richtigen Winkel zwischen Unter- und Oberarm: der Große schiebt, der Kleine „findet“ den richtigen Winkel und die Energie verpufft.

Nach dem Motto „Jeder vermiedene Kampf ist ein gewonnener Kampf“ und der Erkenntnis „Täter suchen keine Gegner sondern Opfer“ erarbeitete sich die Gruppe u.a. in Rollenspielen das Thema „Selbstbehauptung“. Immer wieder verblüffend, wie wirksam Körpersprache, Stimme, Sprache zur Deeskalation angewendet werden können, bevor die „Fäuste sprechen“. Doch trotz aller dieser Techniken wies Sven immer wieder auch auf die fließende Grenze zwischen SB und SV hin. Die Herausforderung sei, zu erkennen, wann blitzschnell „umgeschaltet“ werden müsse. Sven lief in Mimik und Gestik zur Hochform auf – „Das ist ein Bürgersteig!“ Erinnert ihr euch noch? Ganz großes Theater!

Eine Feststellung so manchen Teilnehmers am Samstag, 8 Uhr, beim Frühstück: „Heute Morgen hätt ich liegen bleiben können.“ Ein im positiven Sinne intensiver Tag lag hinter uns. Der 3.Tag sollte auf dem bisher Gelernten aufbauend über Abwehr von mehreren Angreifern, mit und ohne Stock, über Gruppenarbeit bis schließlich hin zum Parcours in den Gängen des Gebäudes seinen Abschluss finden. Ferner als UE im Programm: die Gruppenarbeit. Hier stellte jeder einer 6er-Gruppe alternierend ein Thema in der Rolle des Lehrers vor (z.B. Würgeangriff von vorne) - theoretisch und praktisch, Rückmeldung der „Schüler“ inbegriffen. Das Ganze erwies sich als sehr interessante Selbsterfahrung – „Hab ich die Technik begriffen und kann ich sie erklären?“ und „Wie komm ich eigentlich rüber?“. Mehr davon!
Und dann das, was Jürgen mit „Jetzt haben wir mal Spaß“ bezeichnet: 8–Stationen-Parcours, in dem die einzeln über die Tage gelernten Techniken in einem künstlichen Scenario angewendet werden mussten: Geschrei, Lärm, Dunkelheit, „fliegende Fäuste und Pratzen“, schwindende Kraft waren für mich persönlich eine tolle mentale und physische Erfahrung. Und ich habe begriffen, warum Jürgen nach 6 Stunden Training uns dieses Stressscenario durchlaufen lässt.
Aber vor allem: es war ein Riesenspaß für uns alle.
Schließlich nach 3 Tagen Praxis in der Halle fanden wir uns alle im Klassenraum mit Willm als Frontmann wieder. Themen: zielgruppenorientierte SV, Täter-Opfer-Psychologie und rechtliche Aspekten der SV. Der Theorieteil erwies sich als unterhaltend und erfrischend dank Willms‘ Fähigkeit, die Rolle des Juristen und der des Lehrers ideal zu verknüpfen. Und Ja – seit Heinrichs und Hennings Rollenspiel wissen wir: „Körper können sprechen!“
Fazit: ein Lehrgang, der an Professionalität nicht zu toppen ist. Didaktik, Methodik und die Durchführung waren wie aus einem Guss. Aber die ganze Professionalität wäre nichts ohne die Persönlichkeiten der 3 Trainer, Jürgen, Sven und Willm. Als Lehrer vermittelten Sie uns nicht nur Techniken - ihr ganzes Verhalten kann als Vorbild dienen, wie wir selbst unsere Schüler behandeln: mit Respekt und Bescheidenheit.

Nein – ich hab meinen Gi nicht verbrannt, den Gürtel nicht zerschnitten; stattdessen freu mich aufs nächste Training und vor allem auf die SV-Lehrer-Ausbildung Stufe 2 Silber im September, wieder in Hennef.

Uli Brixius, Neu-Anspach

 
 

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