Demonstration der Stärke: Johanna Kneer beendet das Finale vorzeitig

37:12 Match-Punkte unterstreichen die Offensiv-Power von Johanna Kneer

Update: Es war eine Demonstration der Stärke gewesen und ein Statement zugleich: das 11:3 von Johanna Kneer im Finale des Premier-League-Turniers von Antalya. Innerhalb von weniger als 24 Stunden hatte die Deutsche damit zum zweiten Mal einen Kampf vorzeitig beendet - und das nicht irgendeinen und schon gar nicht gegen eine Kontrahentin, die hinter Kneer in der Weltrangliste steht.

Zwar war die Weltranglisten-Vierte Maria Torres Garcia aus Spanien im Gold-Duell der Gewichtsklasse +68 Kilogramm mit 1:0 in Führung gegangen. Doch Kneer hatte mit einem Ippon zum 3:1 gekontert. Auch der 3:2-Anschluss hatte die Deutsche nicht aus dem Konzept bringen können. Im Gegenteil: Mit einem weiteren "Dreier" rund eine Minute vor dem Ende zum 6:2 hatte die Doppel-Europameisterin und "European-Games"-Gewinnerin von 2023 die Weichen auf Sieg gestellt. 

Spätestens beim 10:3 (durch die dritte Drei-Punkte-Wertung) 50 Sekunden vor Schluss war klar, dass Kneer einen weiteren großartigen Erfolg feiern würde. Der Punkt zum 11:3 war letztlich das "i-Tüpfelchen" auf eine grandiose Vorstellung mit einer Bilanz von 37:12 Match-Punkten.

Dirk Kaiser

Nachdem Johanna Kneer in Paris, bei der ersten Premier-League-Veranstaltung des Jahres, zwei Siege in ihrer Vorrunden-Gruppe erkämpft hatte - und damit aus dem Wettbewerb ausgeschieden war -, hatte es die Deutsche Meisterin in Antalya auf fünf Erfolge gebracht und damit das Finale erreicht. Gegnerin am Sonntag ist die Spanierin Maria Torres Garcia, die in der Weltrangliste an Position vier geführt wird.

Allerdings hatte die Doppel-Europameisterin für das Erreichen der K.o.-Runde einiges investieren müssen: Im ersten Duell, Gegnerin war Shima Aleasaadi (Iran) gewesen, hatte Kneer beim 3:3 das bessere Ende für sich; danach hatte sie sich einen spannenden Fight mit der Weltranglisten-Fünften, Clio Ferracuti aus Italien, geliefert - und diesen mit 3:2 zu ihren Gunsten entschieden. Den "Deckel drauf" hatte die 26-Jährige durch das 4:1 über Lily-Rose Nolet aus Kanada gemacht.

Im Viertel- und Halbfinale hatte die offensivstarke Kneer dann richtig aufgedreht: Dem 6:1 über Rochelle Walters (England) hatte sie ein 11:3 (und damit ein vorzeitiges Ende) gegen die Nummer drei der Welt, Sofya Berlutseva aus Kasachstan, folgen lassen.

Dirk Kaiser

Beste Voraussetzungen hatte sich auch Mia Bitsch erarbeitet, um in ihrer Gewichtsklasse (-55 Kilogramm) ins Viertelfinale einzuziehen. Nach zwei überzeugenden Zu-Null-Erfolgen über Maya Schaerer (7:0) und Ruth Lorenzo Couso (2:0) hätte es im letzten Kampf gegen Salma Hassan nur noch eines weiteren Sieges bedurft. Doch gegen die Ägypterin, die an Nummer 55 geführt wird und die einen ihrer ersten beiden Kämpfe gewonnen hatte, hatte Bitsch eine 1:4-Niederlage einstecken müssen.

Da zudem Schaerer ebenfalls auf zwei Siege gekommen war, hatte der Dreier-Vergleich zwischen der Deutschen, der Ägypterin und der Schweizerin entscheiden müssen - und der war zugunsten von Schaerer ausgefallen, die in ihrem letzten Kampf ein 8:0 gegen Couso auf die Tatami gezaubert hatte.

Für Madeleine Schröter (-68 Kilogramm), Muhammed Özdemir (-67 Kilogramm), Gizem Bugur (-55 Kilogramm) undNikolai Sekot (+84 Kilogramm) hätten die Auftakt-Kämpfe indes nicht schlechter verlaufen können: Während Schröter gegen Lynn Snel aus den Niederlanden mit 0:4 das Nachsehen hatte, Özdemir eine 1:3-Niederlage gegen Vinicius Figueira (Brasilien) hatte hinnehmen müssen und Bugur der Italienerin Syria Mancinelli mit 3:5 unterlegen gewesen, hatte sich Sekot Umut Eren Undog aus der Türkei mit 3:9 geschlagen geben müssen

Damit hatte das Quartett unter enormen Druck gestanden, denn bei einer weiteren Niederlage hätte das frühzeitige Aus gedroht. Wissend um diese Konstellation, hatten Schröter, Özdemir, Bugur und Sekot zwar alles versucht, die kleine Option aufs Weiterkommen aufrecht zu erhalten. Doch nach weiteren Niederlagen hatte festgestanden, dass die K.o.-Runde ohne sie stattfindet - wobei sich die zumindest Schröter und Sekot mit einem Sieg aus dem Wettbewerb verabschiedet hatten.

Dirk Kaiser